DO Rias Baixas

Wer von Spanien nur das trocken-heisse Kastilien oder die mediterrane Costa Brava kennt, den überrascht die üppig grüne Landschaft im Nordwesten. Dennoch ist Galicien spanisch wie die Windmühlen des Don Quijote. Mit der sehenswerten Universitätsstadt Santiago de Compostela liegt eine der Perlen spanischer Geschichte in Galicien. Die Rías, wie die tief ins Land ziehenden Fjorde der Atlantikküste heissen, sind aufgrund ihres milden Klimas, grossem Reichtum an Meeresfrüchten, schöner Städte und mit dem Wein aus Rías Baixas ("untere Fjorde") ein beliebtes Ferienziel in Spanien.

Galizische Weine waren selbst in Spanien lange Zeit kaum über die Grenzen der Provinz hinaus bekannt. Doch dies hat sich, was Albariños aus der Denominación de Origen (D.O.) Rías Baixas betrifft, in den letzten Jahren ins Gegenteil verkehrt. Als der angesehene "Club de Vinos Gourmets" 1991 die besten jungen spanischen Weissweine suchte, gingen die ersten vier Plätze an Rías Baixas. Damit war der Durchbruch in Spanien geschafft. 

Das nur 3 496 Hektar kleine Rías Baixas wird in fünf Subregionen unterteilt, die alle sortenreinen Albariño anbieten, aber manchmal einen zweiten Wein, der sich - wie das Kleinklima - von den anderen Landesteilen unterscheidet. 

Das Valle de Salnés liegt unmittelbar hinter dem Fischerstädtchen Cambados und baut fast ausschliesslich Albariño an. 62% der gesamten D.O.-Flächen liegen in diesem Tal (Stand 2007). 

Entlang des Grenzflusses mit Portugal, dem Miño, zieht sich die Subzone Condado de Tea etwa 100 km bis zu dem hübschen Städtchen Tuy. Das landschaftlich besonders reizvolle und stark bewaldete Gebiet liegt etwas kühler als die anderen und bringt leichtere, säurebetontere Weine. Trotzdem wird 22% der Gesamtmenge der Rebsorte Albariño hergestellt. 

Von der Mündung des Miño am Meer zieht sich das Teilgebiet O Rosal, geschützt vor atlantischen Winden, in ein Seitental mit dem mildesten Klima der Teilregionen. In dieser Region kann man eine nennenswerte Produktion der Rebsorte Loureira finden. 

Die Subzone Soutomaior liegt mit einer Fläche von 16 ha im Tal des Verdugo und befindet sich ganz in der Nähe der Stadt Pontevedra. 

In der Region Ribeira do Ulla wird eine minimale Produktion der Rebsorte Albariño beibehalten.

 

Facts

Website des Kontrollrats	www.doriasbaixas.com
Rebfläche (ha)	3688 ha
Ø Seehöhe	100-300 m.
Wichtigste rote Rebsorten	Caiño Tinto, Espadeiro, Loureira Tinta, Sousón
Wichtigste weisse Rebsorten	Albariño, Loureira Blanca, Treixadura, Caiño Blanca
Höchsttemp. Sommer	25º
Tiefsttemp. Winter	10º
Ø Niederschlagsmenge pro Jahr	1600-1800 mm
Ø Sonnenstunden pro Jahr	2200 Sonnenstunden
Max. zulässiger Hektarertrag in kg	11 000 kg/ha Albariño; 12 500 kg/ha restlichen Rebsorten
Ø Produktionsmenge (hl)	132 666 hl
Anzahl Weinkellereien	200
Ø Export (hl)	30314 hl

Lage, Klima, Geologie

Atlantische Winde bringen Galicien Regenfälle von bis zu 2 000 mm pro Jahr (in der D.O. Rías Baixas durchschnittlich 1 000 bis 1 300, doppelt so viel wie beispielsweise in Baden) und sorgen so für ein grünes Land, das zusammen mit dem Meer die Basis der galizischen Wirtschaft geblieben ist: Landwirtschaft, Weinbau und Fischerei. Kein Wunder, dass auch die Produkte eine Harmonie bilden: Die D.O.-Weine aus der Küstenregion Rías Baixas in der Provinz Pontevedra passen hervorragend zum Fisch und den Meeresfrüchten, die innerhalb kürzester Zeit aus dem Meer auf die Tische der Spezialitätenrestaurants kommt.

Die einheimischen Winzer behaupten gerne, ihr Land sei das südlichste Weinbaugebiet Nordeuropas. Tatsächlich bringt das feuchte, gemässigte Klima Weine hervor, die manchmal aufgrund ihrer Spritzigkeit und Frische an Rhein- und Moselweine erinnern.

Angesichts der grossen Niederschlagsmengen baut man Wein nur auf gut durchlässigen Böden an. Fast alles Kulturland ist gut drainiert und steinig. Oft erleichtern hohe Sandanteile die Durchlässigkeit. Die Böden sind nährstoffreich, aber arm an Phosphor, Kalium und Oligoelementen bei einem ph-Wert zwischen 4,5 und 6.

Im Valle do Salnés liegen die Rebflächen an sanften Hängen oder in der Talsohle, in O Rosal vor allem auf südlich orientierten Terrassen mit Schwemmlandböden. Condado de Tea zieht sich über mehrere kleine Flusstäler mit dunklem, feuchtem Oberboden mit hohem Steinanteil und einem Untergrund aus Granit oder Schiefer. Soutomaior liegt geschützt im Tal des Verdugo, wo die Böden stark granithaltig sind.

 

Die Rebsorten

Auf 3 496 Hektar Rebfläche dominiert Albariño mit über 2 125 ha eindeutig. Daneben findet man hauptsächlich noch Treixadura (250 ha), Loureira (170 ha) und Caiño.

 Der Albariño wurde lange Zeit nicht mehr gefördert, weil die saftarmen Trauben mit dicker Schale nicht genügend Most gaben, als man mehr Masse als Klasse suchte. Doch machen ihn seine feine und elegante Struktur, sein leicht exotischer und manchmal an grünen Apfel erinnernder Duft und sein kräftiger Körper zum König der galizischen Rebsorten. Er bringt gute Alkoholreife bei dennoch frischer Säure. Die Sorte existiert nur in Galicien und in einigen Teilen Nordportugals, wo sie Alvarinho heisst und selten sortenrein angeboten wird.

Verwandtschaften in Aroma und Geschmacksbild sind am ehesten mit weissen Burgundersorten (Pinot- Familie) festzustellen, von der Pflanzenstruktur her jedoch nicht. Die anderen Sorten erreichen nicht die Eleganz des Albariño, doch hat auch die kräftige Treixadura mit ihrer robusten Art eigene Qualitäten: Treixadura reift bis auf 13% vol aus und liegt in der Säure etwas unter dem Albariño. Loureira ist eine besonders säurereiche Sorte mit niedrigen Alkoholwerten, die zu hohen Hektarerträgen neigt. Man sagt ihre Weine Lorbeerduft nach. Die selten verwendete, farbkräftige Caiño erreicht nur 10 Volumenprozente.

 

Der Wein

Die Weissweine sind von der unverwechselbaren Persönlichkeit der Albariño geprägt. Die Farbe reicht von blassgelb bis grünlich gelb. Entwickeln in der Nase kräutrige und blumige Aromen mit ausgezeichneter Intensität, die an sehr reife Äpfel, Aprikose, Fenchel oder Minze erinnern können.

Die Rotweine werden bisher noch sehr selten ausgebaut.

 

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